Aussaaten bei Eis und Schnee, platzsparend auf der Fensterbank

Ich scharre mit den Hufen , will dicke Bohnen, Möhren und Rote Beete in den Boden bringen, doch draußen stürmen eisige Winde . Die Temperaturen fallen nachts auf -14 Grad. Da fällt mir eine platzsparende Methode zum Vorziehen ein, die ich neulich auf Youtube bei „Kalinkas Küche“ fand ….   platzsparend ist wichtig! Denn auf den Fensterbänken stehen jetzt schon 16 Tomaten- und Paprikasorten und warten auf das Pikieren. Also wage ich das  Experiment.

Dicke Bohnen

Bohnensamen lasse ich vor der Aussaat immer eine Nacht quellen.

Ich schneide Streifen von Trittschalldämmung (einer dünnen Schaumstoffmatte ) zu, ca. 10 cm  breit, damit die Wurzeln der dicken Bohnen  genug Platz nach unten haben werden,  lege 2 Lagen Küchenkrepp darauf und befeuchte diese mit warmem Wasser. An der  Kante platziere ich ein Schildchen. Damit die Pflänzchen sich nicht drängeln und die Wurzeln sich möglichst wenig verfilzen, halte ich ca. 5cm Abstand zwischen den Kernen.

Dicke Bohnen in Rolle

Und zum Schluss wird schön fest aufgerollt.

Rote Bete in Rolle

Das Verfahren funktioniert natürlich auch mit Rote Bete.

Alle Kulturen, die sich verpflanzen lassen, können so platzsparend ausgesät werden. Ich habe heute das Experiment sogar mit Möhren gewagt, die ich später sehr jung und kerzengerade pflanzen muss, damit gerade Möhren entstehen.

Aussaatrollen

So können diverse Aussaaten mit Gummiring um den Bauch zur Keimung dicht beieinander stehen.

Je nach Lieblingskeimtemperatur meiner Kulturen stelle ich sie bei 15-20 Grad zum Keimen auf. Licht ist erstmal nicht nötig.
Nach ein paar Tagen kann ich die Rollen vorsichtig öffnen um  nach dem Stand der Keimung zu schauen. Hat die Saat gekeimt, so wird die ganze Rolle geöffnet, um eine ca 1 cm dicke Schicht Blumenerde aufzutragen. Beim wieder Aufwickeln entsteht eine dickere Rolle. Sollten die Pflänzchen später mehr Platz benötigen und  es zu dem Zeitpunkt draußen immernoch zu kalt  sein, kann der Vorgang noch einmal wiederholt werden. Wichtig ist es natürlich dabei, die Setzlinge nach der Keimung kühl ( 12-15 Grad) und seeeehr hell zu halten, damit keine dünnen Kletterpflanzen entstehen, aber das ist ja allegemein gültig bei Anzuchten auf der Fensterbank.
Wenn ein Treibhaus oder ein Frühbeetkasten vorhanden, möglichst bald raus mit den Schätzchen…und auch dabei natürlich die jeweiligen Vorlieben beachten!!!

Gut  an dieser Methode finde ich die Möglichkeit, den Stand der Keimung ohne Schäden an den Pflänzchen genau zu sehen, so kann ich auch die Keimfähigkeit von altem Saatgut prüfen.
Und: Saaten, wie Petersilie, die oft eeeewig brauchen , gewinnen so einen großen Vorsprung.
Aber wir sind ja noch ganz am Anfang….Glück und Geschick! Ich bin gespannt.

Habt Ihr  schon Erfahrung mit dieser Methode? Und? Wie liefs?

Winterlinge , oder: Endlich Frühling!

P2215950.JPG
Schon seit 2 Wochen schaue ich morgens  als erstes  zum Standort der herrlichen Hemerocallis citrina (Taglilie zitronengelb, duftend). Denn dort müssen sie kommen, die Winterlinge. Zwischen den Wurzeln der Taglilie  zogen sie mit um vom Häuschengarten in unser neues Zuhause. Mit meinen Blicken zog ich sie dieses Jahr förmlich aus der Erde…so groß war die Sehnsucht nach dem ersten Fitzelchen Frühling.

Eranthis Hyemalis1324.JPGNoch nicht die ersehnten gelben Teppiche wie hier im Berggarten Hannover, doch sie sind der Mutmacher für mich.Ophio  u Eranthis226.JPGAm sensationellsten wirken sie zusammen mit meinem schwarzen Liebling, dem Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus ‚Niger‘). Wenige Tage nach ihnen erblühen die Kollegen, als hätten sie einen Startschuss gehört:
P2275964.JPGDie Schneeglöckchen….P3035992.JPG
Der Winter-Duftschneeball (Viburnunm fragans), der diesen Winter seine Oktoberblüte einfach ausfallen ließ und deshalb jetzt besonders üppig ist.
P2275981.JPG
Die  heißgeliebte Lonicera purpusii, die ich meinem Schatz zum Geburtstag schenkte,  weil sie wahre Duftwolken verbreiten kann.
Und natürlich die Krokusse. Croc tomm bei Frost217.JPGIn meinem Garten waren die Ersten  bisher immer die Elfenkrokusse, die sich  herrlich ausbreiten, sodas ich sie gern für neue Kundengärten verwende.Es gibt sie in diversen Schattierungen des Violett bis Weiß. Die Bienen sind verrückt nach ihnen….wenn denn die Sonne scheint und sie sich öffnen.
P3035988.JPG
Doch es gibt noch Frühere ….Crocus sieberi mit seinem typischen gelben Hals.

Crocus  imperati soll schon im Januar blühen….er wäre einen Test wert.

Paprika säen

Letztes Jahr war ich sooo stolz auf meine Paprikaschwemme im Treibhaus…Noch immer genießen wir die roten Paprika-Saucen,  selbst eingelegten Pepperonis und das Chilipulver, das mich schon beim Öffnen des Gläschens zum Husten bringt.
Paprika Aussaaat 2017 2 (16).JPG
Heute soll es also sein, sagt der Mondkalender….Pflanzzeit, Fruchttag , ganz untypisches Wetter für einen Fruchttag, finde ich…eiskalter frostiger Wind, der gerade die letzten Palmkohlpflanzen im Gemüsegarten gefrier-trocknet und kein einziger Sonnenstrahl! Bähhh!Paprika Aussaaat 2017 2 (8).JPG„Beschreib mal genau, wie du das machst,“ bat meine Tochter Malena mich heute  morgen. Ok, also ganz genau zum Nachmachen. Paprika säen  an deinem Geburtstag. ❤
Man nehme…….
Extra gekaufte Aussaaterde: Ich mische gern eigene Erden mit Kompost, aber Paprika ist ein wenig heikel, leidet gern mal an Bodenpilzen, die die kleinen Wurzeln braun werden und absterben lassen, deshalb alle empfindlichen Kandidaten gern in leichte weiche , vor allen sterile Aussaaterde ( ich befürchte , da ist auch Torf drin). Holzige Erde, wie in letzter Zeit für Balkonpflanzen angeboten wird , ist zu klumpig für feine Keimlinge . Kokosfasern sind auch leicht, allein aber zu nährstoffarm. Da die Samen bei der riskanten Keimung gespannte Luft  (hohe Luftfeuchtgkeit) lieben und unsere Heizungsluft viel zu trocken ist, benutze ich Gemüseschalen, Ikeakisten und alles, was sich anbietet, als Minitreibhäuser. Die eckigen Töpfe sind praktisch, weil beim Gießen kein Wasser daneben läuft.
Vor der Kiste seht ihr meine Briefumschlag-Samentüten mit selbst geerntetem Saatgut. Da gibt es   ‚Frühzauber‘ , der ersten Blockpaprika, mit der ich  gute Ernten hatte. Daneben Pepperronis, eine süße Auslese aus einer besonders leckeren Schote die ich in einem  türkischen Gemüseladen fand….und ‚Jimmy Nardello‘, eine rote Spitzpaprika, die ganz unkompliziert ist. Die „Dicke Jimmy Nardello „…..na ja, da hat wohl mal eine ‚Frühzauber‘ mit einem ‚Jimmy‘ geschmust…
Außerdem  Chilisamen, ursprünglich  namens ‚Apache‘, inzwischen aber lauter verschiedene Formen…Hauptsache scharf !Paprika Aussaaat 2017 2 (1).JPG

Ich fülle die Töpfe fast randvoll mit Erde und streue die  Samen relativ dicht. Wenn sie gut keimen, muss leicht ausgedünnt werden.  Nach jeder Sorte wische ich sorgfältig die danebengehüpften Samen vom Tisch. Zu leicht vermischen sich die Sorten , wenn ich nicht aufpasse. Und: ich stecke sofort ein Namensschild mit Namen und Aussaatsdatum dran. Irrtümer sind sehr ärgerlich: Wer braucht schon ein ganzes Treibhaus voller gigantischer Chilis, während die Blockpaprikas im Freiland herumkrepeln     😦  .
Zum Schluss streusele ich ca 1/2 cm Erde zum Abdecken darüber, und  gieße jeden Topf vorsichtig an. Gut zum Dosieren ist alles, was einer Sprühflasche ähnelt.

Zum Keimen stelle ich das geschlossene Treibhäuschen an einen warmen Ort. Warm, nicht heiß ! So ca 20 Grad wäre die ideale Temperatur . Ein lauwarmer Heizkörper ist gut. Dunkelheit schadet erstmal nicht….solange kein Körnchen gekeimt hat. Doch sowie die Saat keimt, wird Licht erforderlich. Also ab an ein Süd-Fenster, wo es allerdings jetzt im Februar meist noch zu kühl ist. Bei ungleichmäßiger Keimung beginnt nun ein kleiner Eiertanz. Reichen die Temperaturen noch  für die Nachzügler aus oder vekümmern sie? Habe ich schon genug Pflanzen für meinen Bedarf?
Wenn nicht,  helfe ich mit einer Wärmflasche aus.
Wem dieses Spielchen zu nervenaufreibend ist, der sollte über den Kauf einer  Heizmatte nachdenken. Bei mir funktioniert es gut ohne….allerdings betreibe ich mein Büro auch hier im Haus und kann  auch tagsüber die Paprikababies betüdeln, falls nötig.

Die Erde sollte gerade zur Keimung immer gleichmäßig feucht sein, …nicht nass! Zu viel Wasser fördert Fäulnis und Trauermücken ( kleine Fliegen, deren Larven die Wurzeln anknabbern). Später dürfen die Pflänzchen auch ab und an etwas trocken stehen.

Wenn die Keimblätter groß und kräftig sind …so ca bei einer Höhe von 4cm , muss pikiert werden. D.h jede Paprika bekommt ihren eigenen Topf…dann wird es eng auf der Fensterbank. Aber bis dahin ist’s noch eine Weile hin.Wenn ihr also diesen Sommer von A-Z selbstgezogene  Paprikas ernten wollt,  kommt in die Puschen . Die Pflänzchen benötigen mehr Zeit als Tomaten.

Also dann: Viel Glück und Geschick