Raupen, Fluch und Freude

Der Mörder war wieder der Gärtner….Bei  Kohlweißlingsraupen werde ich manchmal zur Mörderin! Gerade wenn  der Brokkoli endlich die Drehherzmücke überlebt hat, fallen sie  in Massen über ihn,  oder noch lieber über den zarten Grünkohl her, auf den ich diesen Herbst so stolz bin. Da hilft nur Handschuhe anziehen und absammeln…

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Raupen vom großen und kleinen Kohlweißling

Doch vor ein paar Wochen machte ich an meinen Möhrenpflanzen einen aufregenden Fund.OLYMPUS DIGITAL CAMERADies scheint die Raupe vom Schwalbenschwanz zu sein.
Meine Freude ist so groß, weil es vor 3 Jahren bei unserer Ankunft hier in der Agrarsteppe   fast keine Insekten gab…..Der Garten beherbergte  nur eine blütenlose Rasenfläche. Im ersten Jahr sah ich keine Bienen, wenige Hummeln, nur reichlich Mücken und Schmeißfliegen von der Kuhweide nebenan. Das ändert sich inzwischen rasant…Ich fühle mich manchmal wie auf einer lebendgen kleinen Insel und werde wohl lernen müssen , meine Mitbewohner zu bestimmen, um ihre Anwesenheit gebührend zu würdigen.

Schwalbenschwanz

Ein Schwalbenschwanz

Juli 2018: Im Treibhaus rette ich einen wunderschönen Schwalbenschwanz, der elegant davonsegelt. Ich  will ihn fotografieren…doch es ist unmöglich, da er viel zu schnell von Pflanze zu Pflanze „hüpft“. „Hilltopping“, wie ich später lerne, der Vorgang des Eierlegens. Also beschränke ich mich aufs Beobachten und stelle fest, das er zielsicher sämtliche Doldenblütler wie Fenchel, (siehe auch :     Sommerliche Nahrung für die Wildbienen,) Dill, Möhren, Pastinaken und Bärwurz ansteuert.

Tage später  höre ich bei Freundin Ilona, das sie  Ähnliches erlebte und sie  ihn erfolgreich einfing mit ihrer Smartphonecamera: Hier nun also Ilonas Handyfoto für Euch. Ist er nicht elegant? Sogar die Schwalbenschwänze sind bei genauerem Hinsehen zu erkennen.

Und bei mir tummeln sich inzwischen mindestens 4 der bunt gestreiften Raupen, alle im Fenchel.

Schwalbenschwanz

Und nun hoffe ich , das die Vögel sie am Leben lassen

Mit ein wenig Glück gibt es nächstes Jahr schon 3 oder 4 Exemplare dieses schönen Falters.

Doch auch die Kohlweißlinge scheinen diesen heißen Sommer zu mögen. Sie tanzen in ganzen Schwärmen über unseren Garten. Ich ahne Schlimmes für Grünkohl und Brokkoli. We will see…

Im Sommer 20 schütze ich mehrere Raupen mit Organzasäckchen vor den hungrigen Vögeln.

Und finde im Fenchel eine weitere Raupe kurz vor dem Verpuppen .
Im Salbei entdecke ich im Winter eine fertige Puppe, sorgsam an 2 Fädchen aufgehängt. Kurze Zeit später ist sie verschwunden…wohl aufgefressen…
Im Sommer 21 wird meine Mühe belohnt. Im Gemüsegarten und auch am Straßenrand hatte ich Fenchel ausgesät.
Ca 20 kräftige Pflanzen bewohnen nun meinen Garten. 2 Mal sah ich aus der Ferne den Falter vorbeiflatten.. viel zu kurz… . Aber ab August kann ich eeeendlich kleine Raupen entdecken: zunächst klein, schwarz, mit einem weißen Querstrich, doch nach jeder Häutung (siehe oben) ähnelten sie mehr den mir bekannten, farbenfrohen Gestalten.

Nun im September werden einige von Ihnen unruhig, wandern in Richtung Boden und verpuppen sich dort an Stängeln. 10 mögen es etwa sein…. Dieses Mal, hoffe ich , werden sie den Winter überstehen und ich im nächsten Jahr auch endlich den Schmetterling persönlich bewundern darf.

Ich werde berichten. 🙂

Schafwolle ist kein Müll!

sondern ein wertvoller Rohstoff……
Da frische geschorene Schafwolle im Flies kein Geld mehr bringt, wird sie oft einfach entsorgt. Aus diesem Grund bekam ich vor ein paar Wochen 2 Bigpacks Wolle geschenkt und zeige Dir, wie ich sie verwertet habe.

Zunächst sah die Wolle sooo aus.

Schmutzig, fettig, mit viel Stroh und Pflanzenteilen durchsetzt. Die Fliese waren zerfetzt , es gab viel kurzes, verfilztes Bauchfell und Klümpchen aus kurzem Fell. Eine Verwertung war eben nicht geplant….Da die Tiere nicht mit Insektiziden behandelt waren, nutzte ich diese unbrauchbaren Teile für den Kompost.

Wolle kann wie Hornspäne als Stickstoffdünger verwendet werden

Und bei Pflanzungen polsterte ich die Pflanzgrube damit aus, denn Wolle gilt als altes Wühlmaus-Vergrämungsmittel….bevor sie sich zersetzt und dann die Nährstoffe freigibt. Im Gemüsegarten nutzte ich sie als Mulchmaterial, um den Boden feucht zu halten. Dabei stellte ich fest, das die Wolle selbst Wasser hielt wie ein Schwamm….
und: die Schnecken mögen Sie anscheinend garnicht.
So konnte ich etliche Salat- und Kohlpflanzen retten.

Eine Freundin nutzte die Wolle um Rehe von ihren Gemüsekulturen fernzuhalten.

Gut gemischt mit anderen Materialien in den Kompost
Wolle kardieren, also kämmen, bis ein weiches Flies entsteht

Die besseren langflorigen Bereiche kardierte ich, um sie zu verspinnen. Dabei fiel ein Großteil des Schmutzes heraus. Zur Not kannst du die Wolle auch mit der Hand zupfen oder mit 2 Kardierbürsten ( größer als das kleine Exemplar im Bild) schön flauschig aufbürsten.

Nach dem Spinnen wickle ich über Hand und Ellenbogen diese Wolldoggen ( s. oben rechts), die sich gut waschen lassen.

Versponnen habe ich die gewaschene und getrocknete Wolle so dick wie möglich und mit wenig Drehung , ein ständiger Kampf mit dem Spinnrad, aber es hat sich gelohnt. Es entstand eine weiche, luftige Qualität, aus der ich gerade eine Sofadecke stricke .


Fest gesponnene Fäden benutze ich im Garten zum Pflanzen anbinden, sie wandern später mit auf den Kompost.

In der Küche sammle ich Zwiebelschalen , für einen Färbung in gelb und Kupfertönen.

Voll im Wollrausch, kramte ich in alten gefärbten Wollvorräten, um im Garten bei strahlendem Sonnenschein zu filzen. Die Fotos zeigen ganz knapp die wichtigsten Schritte.

Material auslegen
Zum Schutz zunächst ein Netz darauf legen
mit heißem Seifenwasser reiben (filzen), danach in einem Handtuch aufgerollt walken
und fertig!

Die kleinen Läppchen, die immerhin zum Teil aus der geschenkten Wolle entstanden, haben einen erstaunlichen „Schrubbeffekt“. Sie helfen mir, beim Abwaschen auf Plastikschwämme zu verzichten und säubern mühelos Kaffetassen und Bratpfannen. Wie Baumwollappen wandern sie regelmäßig in die 60-Grad -Wäsche. Dabei schrumpfen sie zunächst weiter, werden dadurch aber nur stabiler .

Soweit meine ersten Versuche, Wolle zu verwerten. Habt Ihr weitere Verwendungsmöglichkeiten?

dann schreibt sie mir gern in die Kommentare.

Blühinseln im Rasen als Hummelparadies

Ganz einfach durch Nichtstun wurde unser Rasen in den letzten Wochen zur Bienenweide.
Aufgrund der Hitze haben wir selten gemäht, da kaum Wachstum zu verzeichnen war. Es entwickelten sich verschiedene  Bilder :

Weißklee

Im gut mit Wasser versorgten Randbereich des Gemüsegartens entstand eine Kleewiese

Um laufen zu können, ohne in Nektar sammelnde Hummeln zu treten, ließen wir kurz geschorene Rasenwege  zwischen den Inseln. Wir wechseln  die Lage der Inseln bei jedem Schnitt, damit unser „englischer“ Rasen sich erholen kann.

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Hier konnte ich bisher 3 verschiedene Arten von Hummeln und diese Bienen beobachten

Braunelle

In trockeneren Bereichen scheint die violette Braunelle am stärksten zu sein, daneben sind auch etwas Klee und gelegentlich gelbe Hahnenfußblüten zu sehen.

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Auch Braunelle ist als Lippenblütler sehr beliebt bei den Hummeln, ähnlich wie der Gundermann im Frühling.

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Rasenbereiche die sehr trocken werden, könnten sich auf Dauer in Richtung Trockenrasengesellschaft entwickeln. Hier blüht gerade das Ferkelkraut.

An diesen Stellen würde ich nächstes Jahr gern mit Quendel (Thymus serpyllum ), einem ganz flachen Wildthymian experimentieren….vielleicht wächst hier auch Campanula rotundifolia, eine wunderhübsche winzige Glockenblume. Jeder kennt sie aus Kinderbüchern, in denen das Treiben von Blumenelfen dargestellt wird….

Korbblütler wie Ferkelkraut, Löwenzahn und Orangerotes Habichtskraut bieten vielen Wildbienen leicht erreichbare Nahrung

Ich mag eigentlich keine Massen von Klee im Rasen, da der Schnitt wohl Samen beinhaltet und nicht mehr zum Mulchen taugt. Doch die neusten Erkentnisse über das rasante Fortschreiten des Insektensterbens haben  mich kräftig durchgeschüttelt. Selbst in meinem sonst so üppig blühenden Stauden- und Kräutergarten werden aufgrund der üblen Trockenheit die Blüten weniger,  die Bienen dagegen  mehr . Wie mag es da an den Feldrainen aussehen?
Ich glaube wir müssen in Zukunft andere Prioritäten setzen und können das Handeln nicht mehr „der Politik“ oder den Naturschutzorganisationen überlassen.

Jede/r sollte aktiv werden, so gut er oder sie kann und zwar am besten sofort.

Dabei geht es (meiner Meinung  nach) nicht mehr vorrangig um „heimische Pflanzen“ (dazu schreibe ich später etwas), sondern einfach um möglichst viel Blüten. Pflanzt Gehölze, Stauden, Gemüse, Kräuter…alles, was blüht. Und jede/r pflanzt und sät nach bestem Wissen und Können. Das Wissen um die besten Bienenpflanzen  und der Spaß an der Sache  wachsen beim Tun….probiert es aus!

Zwei  Kleine Maßnahmen, die wenig Mühe bereiten und sofort umsetzbar sind:   das Stehenlassen von Blühinseln im Rasen und das Aufstellen von Wasserschalen.

Ihr werdet sehen,  wie sich der Garten  mit Leben füllt!

Übrigens: Wasserschalen und Blumenkübel  ….geht auch auf dem Balkon 😉

Ein Daumen, falls mein Beitrag euch gefällt, oder Eure Erfahrungen, bitte immer gerne!

 

Sommerliche Nahrung für die Wildbienen

Der dramatsiche Rückgang der Insektenvielfalt wurde mir bei meinem Einzug hier auf dem Lande deutlich…siehe auch Raupen, Fluch und Freude . Noch immer gibt es hier wenig Honigbienen, aber  durch ein gutes Nahrungsangebot  an Blütenpflanzen hat sich im Laufe von 4 Jahren ein buntes Völkchen verschiedenster Wildbienen ( viele Hummeln) und Schmetterlinge in unserem noch jungen Garten angesiedelt. Als Pflanzenspezi kenne ich ihre Lieblingspflanzen, stecke aber mit der Bestimmung der Bienen selbst noch in den Kinderschuhen.
Da ich als Gartenplanerin in  unserem  Versuchs -garten viel auf Ästhetik achte, sind hier viele nicht-heimische Pflanzen zuhause . Doch diverse Kräuter und Bienenpflanzen gibt es bereits, die eifrig besucht werden.
Da  Bienenarten spezielle Bedingungen zur Anlage ihrer Bruthöhle benötigen und   in der Ernährung sehr festgelegt sind, (manche auf Nektar und Pollen einer  einzigen Pflanzenart),  ist es sinnvoll, ihre Bedürfnisse zu kennen, wenn ich sie gezielt förden will…z.B durch Ansiedeln weiterer heimischer Pflanzen.

Heute eine Momentaufnahme einiger  derzeit   blühender sommerlicher Nahrungspflanzen mit ihren Besuchern.

 

Wildbiene an Digitalis

Eine seltsame Spezies, die mit ruckartigen Bewegungen fliegt und wohl Fingerhut und Linaria bevorzugt

Alle Arten von Fingerhut (Digitalis) sind auch besonders gut besucht von   den dicken brummenden Hummeln.

Wildbiene an Wegwarte

Die Wegwarte ist bei diversen Wildbienen und Hummeln beliebt

Wegwarten , wie viele Korbblütler wertvolle Nahrungspflanzen für Insekten, gab es früher an vielen Wegrainen .
Vor meinem Gartenzaun und an den Rändern der umgenbenden Weideflächen , siedele ich sie gerade neu an, indem ich Saat von meinen Pflänzchen verteile. Erst einmal gekeimt, sind sie sehr ausdauernd, es sei denn, die Wühlmäuse nagen ihre Pfahlwurzel durch…
Auch ich  liebe sie sehr …ihr unglaubliches Blau  zur Zeit des Morgentees …gegen Mittag schließen sie ihre Blüten und sind dann völlig unscheinbar.

Inula

Alle mir bekannten Korbblütler, hier der große Alant, bieten reichlich leicht verfügbare Nahrung.

Hummel auf Knautia

Auf den Knautien herrscht reges Treiben

Alle Scabiosen-ähnlichen Stauden wie die schöne, rote Knautia, aber auch die über mannshohen, cremegelben Cephalarien scheinen Hummel-, aber auch Bienenmagnete zu sein. Doch für die Erhaltung der  Wildbienen ist sicherlich die heimische, fliederfarbeneTaubenscabiose noch wertvoller.Ich werde sie ausprobieren.

Foeniculum

Wespen, aber auch eine Vielzahl von Bienen,  Hummeln, Käfern, Fliegen beobachte ich auf den Fencheldolden 

Der über 2 m große Teefenchel säumt mit Alant und anderen Großstauden meinen Gartenrand, solange die Sträucher noch  klein sind. Die ersten Pflanzen kamen vor 25 Jahren (über auf dem Kompost entsorgten Stilltee – ungemahlene Fenchelsamen) in  mein Leben. Und da er sich reichlich aussät, begleitet er mich seitdem. Jedes Jahr bietet  er zur Blütezeit viel Nahrung  für die fliegenden Mitbewohner….und im Herbst ernte auch ich reichlich Samen für Tees und zum Brotbacken . Ihn anzusiedeln lohnt sich: Er ist robust, verträgt viel Trockenheit, und sollte er erfrieren, so gibt es meist jede Menge Nachwuchs. Weitere , allerdings 2-jährige Doldenblütler wie Petersilie, Dill,  Koriander, Möhren und Pastinaken im   Gemüsegarten werden viel besucht, wenn ich sie für die Samengewinnung blühen lasse.

Salvia nemorosa

Dies könnte eine Honigbiene sein, die sich am weißen Sommersalbei stärkt

Ich liebe wie die Bienen und Hummeln Salbei in allen Varianten: Die  als Gewürz und Heilkraut genutzte Salvia officinalis, den Sommersalbei ( Salvia nemorosa, hier oben in Weiß, oft aber in tollen Violettönen), den 2jährigen Muskatellersalbei, den Wiesensalbei,  und meine Kübelpflanzen, die violette Sorte ‚Amistad‘, in deren viel zu lange Bütenröhren die Hummeln seitlich Löcher beißen, um  an den Nektar zu gelangen.

Teucrium hyrcanicum

Alle Gamander, hier Teucrium hyrcanicum, sind äußerst attraktiv für die dicken weißbepoten Hummeln.

Salbei und Gamander  gehören zu den für die Insekten wertvollen Lippenblütlern, wie auch die Indianernesseln, die Katzenminze, die lila Kerzen der Linaria oder Lavendel und Ysop.

Und hier wird schon deutlich: Es gibt unendlich viele schöne“Bienenpflanzen“.
Ich beschränke  mich heute auf meine Momentaufnahme und forsche weiter, demnächst unterstützt  von Paul Westrichs Buch: „Wildbienen, die etwas anderen Bienen“ und diversen Beiträgen des BUND und des NABU.
Falls Ihr spannende Quellen habt oder meine Blütenbesucher bestimmen könnt, …immer gerne .
Und ich hoffe, die ein oder andere Gärtnerin ermuntern zu können, mehr Bienenpflanzen und damit Freude und Artevielfalt in Ihren Garten zu holen.

Ja, ich weiß, da ist noch die Sache mit den Nisthilfen, die auch  irgendwann erzählt werden will. Es soll ja Leute geben, die alte Staubsaugerschläuche vom Sperrmüll sammeln um sie als Eingang zu Hummelhöhlen zu benutzen….